Geschichte / Büttenmann
Der Rebmann mit entblösstem Oberkörper und zerschlissener, knielanger Hose schreitet barfuss mit einem langen Stock in der linken Hand vorwärts. Auf dem Rücken trägt er eine abnehmbare Bütte aus teilweise vergoldetem Silber. In der rechten Hand dürfte sich einst ein Rebmesser befunden haben. Die leicht gewölbte, unregelmässig ovale Standfläche wird von einem Silberband eingefasst. Der Typus des Büttenmannes ist eine Spezialität des Oberrheinischen Gebiets vom Bodensee bis ins Elsass. Zunächst als Willkommbecher von Weinleutevereinigungen verwendet, erlebte er seine Blütezeit vom letzten Viertel des 16. Jahrhunderts bis zum Ende des 17. Jahrhunderts. In der frühen Ausformung, welche viele Male mit kleinen Varianten „kopiert“ wurde, stützt sich ein breitbeinig stehender, bärtiger Rebmann mit Hut auf seinen mit beiden Händen in der Mitte vor sich gehaltenen Stock. Zwischen Stock und Mann sitzt meist ein Hund. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gestalteten Schnitzer und Goldschmiede die Figur des Winzers durch ein Schrittmotiv und die damit einher gehende dynamischere Haltung der Arme in vielen Spielformen neu. Der hier ausgestellte Büttenmann ist ein spätes Exemplar seiner Gattung. Nur die Bütte macht aus einer Bettlerfigur diejenige eines Rebmanns. In der Sammlung Züst befinden sich auch zwei Exemplare des alten Typus.
Herkunft: Europa, Deutschland, Konstanz
Datierung: um 1690 - 1700
Material: Silber teilweise vergoldet, gegossen, getrieben,graviert
Holz geschnitzt und gefasst
Masse: T 28 cm
Inventarnummer: G 17611
Provenienz:
- 31.12.1968: Giovanni Züst (1887-1976 ), Schenkung
- Kulturmuseum St. Gallen