Ethnologie / Schattenspielfigur, Karagöz und Hacivat
Karagöz (auf Deutsch: Schwarzauge) ist ein Sinti oder Roma.
Er beherrscht kein Handwerk, ist ohne Beruf und meist arbeitslos.
Karagöz ist in jeder Beziehung schlagfertig, absolut ungebildet, tölpelhaft, immer hungrig, aber stets gut gelaunt und nie unterzukriegen.
Er ist bereit, jeden Plan auszuführen, den sein Freund Hacivat ausheckt, denn er braucht immer Geld.
Schliesslich hat er eine Familie zu versorgen.
So ist er nicht gerade wählerisch, wenn es um Aufträge geht und übernimmt auch solche mit eher dubiosem Charakter.
Er traut sich alle möglichen Tätigkeiten zu und ist sich auch für keine zu schade und scheut vor keinem Risiko zurück.
Karagöz ist immer in Opposition: seine Kritik und seinen Spott richtet er gegen Leute mit hohem Ansehen und Autoritätspersonen, aber er macht sich auch lustig über die " ganz gewöhnlichen" Leute aus seiner Nachbarschaft.
Umgekehrt wird er aber auch zur Zielscheibe des Gespötts der Nachbarn und nicht selten bezieht er für sein provozierendes Verhalten Prügel.
Doch Dank seiner Zähigkeit und seinem unerschütterlichen Selbstvertrauen taucht er bald wieder auf: ungebrochen und als der alte Prahlhans, der nichts unversucht lässt, seine Interessen, Wünsche und Träume auch gegen Widerstand zu realisieren.
Dabei geschieht es oft, dass er sich selbst überschätzt und in Situationen bringt, in denen er ohne seine Bauernschläue verloren wäre.
So aber kommt er meist mit einem blauen Auge - besser einer Beule - davon und ist - wenn schon nicht um einen Sack Geld - dann doch wenigstens um eine Erfahrung reicher. (Bobber, Hirschberger und Kersten, Türkisches Schattentheater - Karagöz, 1983, S. 32)
Herkunft: Asien, Türkei
Material: Leder (Kuh oder Kamel) eingefärbt
Masse: H 33 x B 20 cm
Inventarnummer: VK
2007.048
Provenienz:
- 19.02.2007: Renate Frohne (1939), Schenkung
- Kulturmuseum St. Gallen