Ethnologie / Shiva nataraja, in Flammenkranz

Shiva nataraja, in Flammenkranz

Shiva ist einer der wichtigsten und vielleicht auch vielfältigsten Götter im Hinduismus. In seiner bekanntesten Form zeigt er sich als «König des Tanzes» (nataraja). Frühe tamilische Quellen beschreiben wie Shiva mit Asche beschmiert und mit Knochen geschmückt auf einem Kremationsplatz tanzt, während er gleichzeitig lacht und weint. Als König des Tanzes besitzt Shiva eine unermessliche Energie, mit der er Werden, Sein und Vergehen der gesamten Schöpfung bestimmt. Unsere Bronze zeigt eine bestimmte Darstellungsform, die in Südindien beheimatet ist und für Prozessionen hergestellt wurde (utsava murti). Die tanzende Figur ist vierarmig und steht im Flammenkranz. Mit einem Bein stampft Shiva auf den kauernden Dämonenzwerg Apasmara, der Verkörperung der Unwissenheit. Obwohl seine Gestalt in Bewegung ist, scheint sein Antlitz voller Ruhe zu sein. Der Körper des Gottes ist strahlenförmig ausgerichtet, wobei die flatternde Schärpe seine asymmetrische Beinstellung raffiniert ausgleicht. In der fächerförmigen Haarkrone und seinen Händen lassen sich zahlreiche Symbole und Anspielungen auf Mythen finden. Die Stechapfelblüten im gewellten Haar sind ein Hinweis auf Ekstase und Askese; die fischschwänzige Flussgöttin Ganga symbolisiert Fruchtbarkeit und verweist auf die Schöpfungskraft Shivas. In seinen oberen Händen hält Shiva die doppelseitige Trommel, das Sinnbild der vergehenden Zeit, und die Flamme – das Symbol der Zerstörung. Am Fuss der Statue sind Ringe angebracht, mit deren Hilfe sie bei Prozessionen befestigt werden konnte. Vor einem Umzug wurde das Kultbild jeweils rituell gebadet, in feine Seidenstoffe gekleidet und mit frischen Blumengirlanden geschmückt. jfe

Herkunft: Asien, Indien, Vorderindien, Süden
Datierung: Anf. 18. Jh.
Material: Bronze
Masse: H 48 x B 38,5 x T 17,8 cm
Inventarnummer: VK B 3644

Provenienz:
- 04.1952: Volkart - Stiftung (Winterthur), Schenkung
- Kulturmuseum St. Gallen

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