Ethnologie / Bronze-Statuette
Im Jahr 1932 hinterliess das Ehepaar Eversteyn-Grütter aus St.Gallen unserem Museum eine umfangreiche Schenkung, darunter eine lebensgrosse Holzskulptur der buddhistischen Gottheit guanyin, die wohl aus dem 12. Jahrhundert stammt. Sie ist bis heute eines der wertvollsten Objekte der Asiensammlung und auch eines der bekanntesten. Guanyin ist die chinesische Variante des Bodhisattvas avalokiteshvara, in Japan auch als kannon bekannt. Die frühesten Abbilder des guanyin stammen aus der indisch-hellenistischen Kultur von Gandhara (ca. 1. - 3. Jahrhundert), einem Gebiet im heutigen Pakistan und Afghanistan. Seitdem versuchen Maler und Bildhauer, diese Gottheit mit höchster Eleganz und Anmut anzufertigen. Als Vorbild dieser Figur dient die Gestalt eines reich geschmückten, indischen Prinzen in vornehmen Gewändern. Sein Körper ist mit einer brahmanischen Kordel sowie göttlichen Schals drapiert, und seine Brust ziert eine kostbare Halskette mit Amulett. Auf dem Kopf trägt er eine reich geschmückte Haarkrone mit einem Miniaturabbild seines geistigen Vaters, des Buddha amitabha. In der Mitte der Stirn befand sich ursprünglich ein Juwel, welches das dritte Auge der göttlichen Wahrnehmung (urna) darstellte. Guanyin bedeutet wörtlich «der die Rufe (der Welt) hört» und personifiziert das göttliche Mitgefühl gegenüber Bedürftigen. Solch farbig gefasste Holzskulpturen wurden vom 10. bis 13. Jahrhundert in grosser Zahl für buddhistische Tempel in Nordchina hergestellt. Ursprünglich wurden sie zusammen mit anderen buddhistischen Abbildern in einer Vorhalle des Tempels platziert, um den geheiligten Bereich vor bösen Geistern zu beschützen. Unsere Figur wurde im Jahr 1995 aufwendig konserviert. Freigelegt und erhalten wurden originale Fassungen, Vergoldungen und ältere Ergänzungen der Song-Zeit (um 1200), der Ming-Zeit (1368-1644) und der Qing-Zeit (1644-1911). jfe
Herkunft: Asien, China
Material: Bronze
Masse: H 24 cm
Inventarnummer: VK B
2615
Provenienz:
- 09.1932: Ostasien Mission St. Gallen, Ankauf
- Kulturmuseum St. Gallen