Geschichte / Hungertafel von Johannes Bartholomäus Thäler, Hungerandenken
Als schlimmste Hungerkatastrophe seit Menschengedenken hinterliess die Krisenzeit von 1816/17 auch in der Ostschweiz unauslöschliche Spuren in der Erinnerung.
Eines der eindrücklichsten Zeugnisse für das Ausmass des Elends damals ist das Ölgemälde «Die grosse Theurung, und Hungersnoth, im Jahr 1817».
Johannes Bartholomäus Thäler (1806-1850) erlebte diese schwierige Zeit als Kind in Hundwil.
Das Bild malte er aus der Erinnerung zwischen 1830 und 1835.
Thäler gestaltete seine Hungertafel in vier übereinanderliegenden Bilderfriesen.
Gleich einem Comic spannt der Maler den Bogen von den Kornhändlern als Profiteuren bis hin zur glücklichen Zeit nach 1817.
Auf den drei oberen Bilderstreifen bieten 13 Männer Lebensmittel zu horrenden Preisen an, die alle unmissverständlich angeschrieben sind.
Vier Frauen stehen ratlos vor den Warenauslagen, die sie nicht kaufen können, weil ihnen das Geld dazu fehlt.
Auf dem untersten Bilderstreifen wird die glückliche Zeit im fruchtbaren Sommer 1817 dargestellt, als die Hungersnot überwunden ist.
An einem mit Getreidegarben voll beladenen Pferdewagen hängt ein Schild mit der Aufschrift: «Nun schenkt uns Gott auf theure Zeit, den Ueberfluss an dem Getraid, so wird sich dann mit reichen Seegen, der Hunger in dem Lande legen.»
Die grosse Krisenzeit von 1816/17 blieb während Jahrzehnten in der Erinnerung der Bevölkerung haften.
Davon zeugen die zahlreichen Andenken, welche den überstandenen Schrecken für die nachfolgenden Generationen festhielten.
Neben Thälers aufwendiger Auftragsarbeit gab es im Appenzellerland auch schlichtere Hunger- oder Teuerungstafeln, die als Mahnmale an jene Zeit in vielen Stuben und Wirtshäusern hingen.
Herkunft: Europa, Schweiz, Appenzell Ausserrhoden, Hundwil
Datierung: 1830-1835)
Hersteller(in): Johannes Bartholomäus Thäler
Material: Ölfarben auf Karton
Masse: H 57,0 cm x B 66,0 cm cm
Inventarnummer: G 11811
Provenienz:
- 02.07.1921: Robert Fässler, Ankauf
- Kulturmuseum St. Gallen