Geschichte / Damenkleid, Mädchenkleid

Damenkleid, Mädchenkleid

Diese zarten Sommerkleider aus der Empire- und Biedermeierzeit werden oft bewundert, insbesondere die kunstvollen Handstickereien. Diese sind so fein gearbeitet, dass man meinen könnte, sie seien auf der Maschine entstanden. Der grosse Aufschwung der Maschinenstickerei kam jedoch erst ein halbes Jahrhundert später. Das Empirekleid mit seiner hohen Taille und den Puffärmeln ist mit Streublumen in Kettenstich geschmückt. In der Biedermeierzeit war der Plattstich mit dicht aneinander gelegten Fäden beliebt. Er entwickelt sich später zur Appenzeller Handstickerei. Das Beispiel mit den «Schinkenärmeln» zeigt das damals beliebte Paisley-Muster. Man begegnet diesem auch auf vielen Kaschmirschals, die zu den luftigen Kleidern getragen wurden. Das ursprünglich indische Motiv ist bei diesem Kleid mit einheimischen Blümchen kombiniert. Es ist eine freie Interpretation der Orientmode, ähnlich wie man sie auf vielen Glarner Tüechli findet. Die Kleider sind aus hauchdünnem Baumwoll-Musselin gefertigt. Der Name Musselin hat ebenfalls einen Bezug zum Orient. Die Stadt Mossul im heutigen Nordirak war früher ein wichtiger Handels- und Umschlagplatz. Ab 1750 spezialisierte sich die Ostschweiz auf diese hauchdünnen Gewebe. In einem Handbuch für Kaufleute heisst es 1785, dass in St.Gallen jährlich über 100'000 Stück produziert und vertrieben wurden. Der Trend hielt auch im 19. Jahrhundert an. Das Empirekleid stammt aus der Familie eines begüterten Kaufmanns. Otmar Krömler (1753-1813) erwarb nach der Auflösung der Fürstabtei 1805 mehrere Liegenschaften in St.Fiden, so das Amts- und Schützenhaus, den Hirschen und den grossen Fürstlichen Garten gegenüber. Als er 1808 zum Kantonsrat gewählt wurde, liess er ein dreitägiges Ehrenschiessen durchführen und stiftete als Preise zwei Ochsen, zwei Schafe und zehn Louisdors (französische Goldmünzen). Ob eine junge Dame im Traum aus Weiss dabei zusah? mm

Herkunft: Ostschweiz
Datierung: 1830-1835
Masse: H 121 x B 36,5 cm
Inventarnummer: G 15702

Provenienz:
- 1938: Unbekannt, Schenkung
- Kulturmuseum St. Gallen

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