Geschichte / Porträt einer Dame aus St.Gallen, Bildnis
Das siebenjährige Mädchen ist bildfüllend in prunkvoller, farbenfroher Kleidung abgebildet. Die Kinder der Oberschicht wurden damals gerne in eine reiche Tracht aus kostbaren Stoffen wie Samt, Seide und Stickereien eingeschnürt. Für den Betrachter des 21. Jahrhunderts ist es merkwürdig, dass das Mädchen eine Brautkrone trägt. Im 17. und 18. Jahrhundert war es in der Oberschicht jedoch Brauch, dass die Kinder oft schon sehr früh verlobt wurden. Das Mädchen wurde also wohl im Verlobungsschmuck porträtiert. Die Brautkrone besteht aus drei grossen Buggeln aus Federn oder Seidenfasern – die mittlere ist rot, die beiden seitlichen sind weiss. Die drei Buggeln sind durch eine perlenbesetzte Spange verbunden. Zum Kopfschmuck gehören auch die roten Schleifenbündel unterhalb der weissen Buggeln. An der silbernen Gürtelkette, die an der rechten Seite herunterhängt, trägt das Mädchen einen kostbaren silbernen Besteckköcher. Innen sind drei Fächer für Löffel, Messer und Gabel eingearbeitet. Wenn eine Dame in jener Zeit eingeladen war, war es üblich, dass sie als Gast ihr Essbesteck im Besteckköcher mitnahm. Die Siebenjährige trägt also bereits die Kleidung und die Utensilien einer erwachsenen Frau. Der Maler Daniel Hartmann (1632-1711) hat im Laufe seines Künstlerlebens vor allem viele Porträts von Bürgermeistern in ihrer schwarzen Amtstracht geschaffen. Für ihn war es sicher eine Wohltat, zur Abwechslung einmal ein Kind in seiner bunten Kleidung zu malen.
Herkunft: Europa, Schweiz, St. Gallen
Datierung: 1689
Material: Öl auf Leinwand
Masse: H 112 x B 93 cm
Inventarnummer: G 2021.047
Provenienz:
- 02.02.2021: Markus Schöb Beurret Bailly Widmer Auktionen (Galerie Widmer), Ankauf
- Kulturmuseum St. Gallen