Geschichte / Medaillons aus der Fahne der «Singgesellschaft zum Antlitz, Distelsang»
Die grün-weisse Fahne der Antlitzgesellschaft war stark beschädigt und wurde 2013 ausgeschieden; nur die beiden Mittelmedaillons sind erhalten geblieben.
Auf der Vorderseite stehen drei Distelfinken im Nest, bewacht von ihrer Mutter.
Darüber stand mit grossen Goldbuchstaben der Name «DISTELSANG» und darunter «ST.
GALLEN».
Auf der Rückseite sitzt ein Distelfink auf einem abgebrochenen Eichenstamm in einer Seelandschaft.
Vorne liegt eine blumengeschmückte Harfe auf einem Grabmal.
Die Singgesellschaft zum Antlitz wurde wie das Collegium musicum 1620 gegründet.
Seit Beginn des 19.
Jahrhunderts war sie der Nachfolge-Sängerverein des Collegium musicum.
Ihr Name verschwand erst 1896, als sie mit dem Stadtsängerverein-Frohsinn fusionierte.
Von 1665 bis 1798 war das Singerhüsli am Bohl das Vereinslokal der Gesellschaft. 1798 wurde es verkauft und der Sängerverein bezog das «Haus zum Antlitz» an der Neugasse 9.
Nach diesem nannte er sich von nun an «Singgesellschaft zum Antlitz».
Von 1812-48 prägte der vielseitig interessierte Gelehrte Peter Scheitlin (1779-1848)
als Mitgründer und Förderer verschiedener Vereine das Kulturleben der Stadt St.
Gallen. 1812 trat er als Mitglied der Singgesellschaft zum Antlitz bei.
Nacheinander wurde Scheitlin zum Kassier, Aktuar und Präsidenten gewählt. 1820 feierte die Gesellschaft das 200-Jahr-Jubiläum.
Bei der jährlichen Hauptversammlung, «Musikmahl» genannt, hielt Scheitlin jeweils humoristische «Vorlesungen über und für die uralte Singgesellschaft zum Antlitz».
In seiner Vorlesung «Von den Singvögeln und der Singgesellschaft» behauptete er, dass die Tonkunst durch die Nachahmung des Gesangs der Singvögel entstehe.
Gemäss Scheitlin singen Distelfinken «schön, und kaum ein Vogel singt so mannigfaltig.
Hierin ist er dem Menschen ähnlich.» Er verglich die Sänger mit Distelfinken und nannte die Singgesellschaft zum Antlitz «Distelsang».
Datierung: 1820-1825
Material: Seide, weiss - grün
Masse: DM 25,5 cm
Inventarnummer: G 5770
Provenienz:
- 20.07.1902: Ursula Frey Präsidentin Stadtsängerverein-Frohsinn / Oratorienchor, Schenkung
- Kulturmuseum St. Gallen