Ethnologie / Sutrenbehälter
Sutrenbehälter
Dieser zylindrische Sutrenbehälter aus Bronze (kyozutsu) ist womöglich das älteste Objekt aus der japanischen Sammlung im HVM St.Gallen.
Derartige Gegenstände werden seit dem 11.
und 12.
Jahrhundert für die Aufbewahrung der buddhistischen Schriften angefertigt.
Dabei war Bronze nicht das einzige Material, auch Kupfer, Eisen oder Keramik wurde eingesetzt.
In diesen Behältern wurden buddhistische Sutrentexte aufbewahrt.
Unterirdisch in einem Sutra-Hügel (kyozuka) verwahrt, sollten diese Schriften nach dem damaligen Glauben der Buddhisten in der Mappō-Periode das Zeitalter des Niedergangs der Dharma-Lehre überleben können.
Die japanischen Buddhisten rechneten damit, dass diese Periode des Verfalls etwa um das Jahr 1052 beginnen würde.
Leider ist dieses Werk nicht beschriftet und lässt nur eine ungefähre zeitliche Einordnung seiner Entstehung zu.
Die schlanken Form und der schlichte, doch anmutige Dekor dieses kyozutsu wirkt höchst elegant.
Auf dem flachen Deckel befindet sich ein "wunscherfüllendes Juwel" (hōshu), ein tränenförmiges Objekt, umringt von Lotosblütenblättern.
Im Buddhismus gilt die Perle als heilig, sie kann Wünsche erfüllen und das Böse vertreiben.
Der Sockel des Behälters ist mit Lotosblütenblättern dekoriert.
An der Vorderseite des kyozutsu beeindruckt eine weitere reliefierte Darstellung des hōshu-Juwels auf dem Lotos.
Darauf befindet sich eine "Keimsilbe" in Sanskrit (shuji).
Solche Silben verkörpern die aufs Äusserste verdichtete Form des Mantra in einer einzigen Silbe.
Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich hier um die "Keimsilbe" hūṃ in einer leicht verfremdeten Form.
Sie wird mit einer Reihe von Gottheiten der Vajra-Familie assoziiert.
Herkunft: Asien, Ostasien, Japan
Datierung: 8. bis 12. Jh.
Material: Bronzeguss mit Vergoldungsrestenbeh
Masse: H 31 x B 10 cm
Inventarnummer: VK B
4631
Provenienz:
- 26.01.1989: Koller Auktionen AG, Ankauf
- Kulturmuseum St. Gallen
