Geschichte / Bourbaki Biskuit, Pariserbrot
Bourbaki Biskuit, Pariserbrot
Anfang 1871 war der Deutsch-Französische Krieg in eine entscheidende Phase getreten. Die preussischen Truppen belagerten schon seit Wochen Belfort. Der Versuch der französischen Armée de l’Est unter General Charles Bourbaki die besetzte Festung zu befreien, scheiterte Ende Januar. Die Armee wurde Richtung Schweizer Grenze abgedrängt. Bourbaki versuchte, Selbstmord zu begehen und wurde von General Justin Clinchant abgelöst. Dieser sah keinen anderen Ausweg zur Rettung seiner Armee, als mit der Schweiz zu verhandeln und um Internierung seiner Truppen zu bitten. Die Soldaten waren durch die klirrende Winterkälte und die mangelnde Verpflegung mittlerweile am Ende ihrer Kräfte angelangt. Am 1. Februar 1871 überschritten schliesslich über 87’000 Soldaten der «Bourbaki-Armee» mit 12’000 Pferden im Jura die Schweizer Grenze, wurden entwaffnet und interniert. Für die Schweiz stellte die kurzfristige Unterbringung so vieler Menschen eine grosse logistische Herausforderung dar. Der Staat organisierte die Verteilung auf die Gemeinden und die Versorgung mit Unterstützung von Hilfsorganisationen wie dem Roten Kreuz und der lokalen Bevölkerung, auch in der Ostschweiz. Die Öffnung der Grenze rettete so Tausenden das Leben und festigte das Bild der humanitären Schweiz. Der Aufenthalt der französischen Soldaten beschränkte sich auf wenige Wochen. Sie wurden verarztet, konnten sich erholen, und trotzdem überlebten einige diese Strapazen nicht. Ab Mitte März durften sie heimkehren. In unserem Museum sind Erinnerungsstücke erhalten: Fotos, eine Sanitätskiste, die Trommel eines Tambours, ein Spazierstock, geschnitzt während der Internierung, und – als seltenes Beispiel aus jener Zeit des Hungers – ein Biskuit aus der Feldverpflegung. Dieses «Militärguetzli» wurde sorgsam aufbewahrt und fand 1933 den Weg ins Museum. as
Datierung: 1870
Material: Bisquit
Masse: H 14 x B 12 x T 2 cm
Inventarnummer: G 14189
Provenienz:
- 07.09.1933: Meinrad Schnellmann, Schenkung
- Kulturmuseum St. Gallen
