Geschichte / Türschild, Advokatie Bureau von J. M. Hungerbühler
Türschilder für Geschäfte und Läden, Behörden, Praxen und Kanzleien: In der Stadt St.Gallen, dem Wirtschafts-, Verwaltungs- und Kulturzentrum der Ostschweiz, muss es schon abertausende gegeben haben. Erhalten ist nur ein winziger Bruchteil davon. Das vorliegende Beispiel ist gleich ein doppelter Glücksfall. Das Türschild erinnert an einen der führenden Politiker des Kantons St.Gallen im 19. Jahrhundert: den Liberalen Matthias Hungerbühler (1805-1884), der 1855 sogar als Bundesrat kandidierte. Das Türschild steht aber auch für eine Örtlichkeit, die in der St.Galler Politik bis heute eine Rolle spielt, quer durch die Parteien: die Anwaltskanzlei als politische Schaltzentrale. In die Museumssammlung kam das Türschild 1933, aus dem Nachlass von Gabriele Hungerbühler-Hochreutiner, der Schwiegertochter des Politikers. Sie hatte unserem Museum einen prachtvollen Barockschrank und mehrere wertvolle, grosse Porträts von St.Galler Fürstäbten vermacht. Die Erben ergänzten die Schenkung mit einigen Familienandenken – darunter dieses Türschild. In früheren Jahrzehnten war unser Museum eben auch eine Art «Hall of Fame» für alteingesessene, führende Familien vor allem der Stadt St.Gallen. Mit einer Schenkung dokumentierte man ein Kapitel Lokal- oder Regionalgeschichte. Gleichzeitig konnte man die eigene Familie in der Öffentlichkeit verewigen. Die Bestände der historischen Sammlung belegen das eindrücklich. Da gibt es eine Fülle von «Familiensachen», von Gemälden und Fotos bis zu persönlichen Gegenständen, die etwas Reliquienartiges haben. pm
Herkunft: St. Gallen
Material: Lack auf Metall
Masse: H 21,5 x B 32,5 cm
Inventarnummer: G 14141
Provenienz:
- 22.03.1933: Augusta Gabriele Hungerbühler-Hochreutiner (1855), Schenkung
- Kulturmuseum St. Gallen