Ethnologie / Kindertrage, Baby carrier
Kindertrage, Baby carrier
Ein grosser Teil der frühen Kindheit verbrachten indianische Kinder in Kindertragen. Diese hier besteht aus einem hölzernen Rahmen und einem Ledersack. In der Kindertrage waren die Kinder fest eingewickelt, sodass sie Hände und Füsse nicht frei bewegen konnten. Anstelle einer Windel wurde Moos benutzt, das die Haut des Kinds vor Entzündung schützte. Die Kindertrage war stabil und hielt das Kind warm. Die indianischen Mütter trugen ihre Säuglinge auf diese Weise auf dem Rücken. Mit einem Band konnte die Trage seitlich am Sattel eines Pferds befestigt werden. An manchen Kindertragen waren Minispielzeuge befestigt, um das Geschlecht des Kindes anzuzeigen: Mini-Pfeilbogen für einen Jungen, geflochtene Mini-Töpfe für ein Mädchen. Diese Kindertrage ist mit bunten Glasperlen in Blattdekor geschmückt. Glasperlen sind nichts typisch «Indianisches», denn sie kamen vor allem aus den Glasmanufakturen in Böhmen und Venedig nach Nordamerika. Doch die Indianer und Inuit schätzten die «kleinen Geister» sehr und tauschten sie gegen Pelze ein, die wiederum in Europa sehr beliebt waren. Auch das Blattdekor ist europäisch inspiriert, denn ursprünglich arbeiteten die Indianerinnen mit geometrischen Formen und Symbolen. Doch die französischen Nonnen, die im 17. Jahrhundert an den Grossen Seen indianische Mädchen unterrichteten, waren gegenüber diesen Verzierungen misstrauisch. Deshalb brachten sie den Mädchen die in Europa überaus beliebte Kunst der Blumenstickerei bei. Die Mode der floralen Muster eroberte das indianische Kunsthandwerk über (fast) den ganzen Kontinent hinweg. Mit der Zeit wurden daraus eigene Stile entwickelt, und in den Blumenmustern liessen sich alte Symbole und sogar Mythen verstecken. js
Herkunft: Amerika, Nordamerika, USA, Plateau, Idaho ?
Datierung: um 1900
Material: Holz, Leder, Glasperlen, Wollfäden, Tierhaare, Metallhülsen
Masse: H 112 x B 34,5 x T 15 cm
Inventarnummer: VK D
1449
Provenienz:
- 22.12.1919: Louis Täschler (25.07.1846-06.02.1924), Ankauf
- Kulturmuseum St. Gallen
