Ethnologie / Puppe, Kostümfigur
Manchmal wird man durch Aussenstehende auf Objekte im Museum aufmerksam.
Dank der Jugenderinnerungen des St.Galler Textilfabrikanten Otto Alder (1849-1933), erschienen 1929, wurde vor einigen Jahren eine Reihe von Figuren wiederentdeckt.
Otto Alder wuchs in Hemberg auf und erlebte um 1850 die Blütezeit der Toggenburger Buntweberei.
Die Ostschweiz war konkurrenzfähig, die Stoffe billiger als jene in Übersee. «Als ich in meinen Bubenjahren… gespuhlt und gestabt und Ausgänge über Berg und Tal besorgt hatte, waren die grossen Kommissionshäuser St.
Gallens die Kundschaft der Hemberger Fabrikanten von Buntgeweben...
Sie waren es, die diese Produkte vertrieben, und zwar hauptsächlich nach Nordamerika und nach der Türkei, oder durch Hamburger und Pariser Kommissionäre nach anderen Ländern, wie Ostafrika.»
Nach der Öffnung Japans 1854 war man auch in St.Gallen an Handelsbeziehungen mit Ostasien interessiert.
Eine Schweizer Gesandtschaft bereiste das Land 1863 und sandte Muster nach Hause.
Otto Alder berichtet: «Eine Kollektion von japanischen Kostümfiguren wurde von ihr dem kaufmännischen Direktorium geschenkt und ist seither dem st.gallischen Historischen Museum einverleibt worden.
Taffachelasses hiessen die nachzuahmenden japanischen Stoffe, die koloristisch natürlich ganz anders aussahen als die afrikanischen Artikel.
Sie gaben jahrelang gute Beschäftigung, bis sie in der Folge durch die billige einheimische Fabrikation wieder aus dem Felde geschlagen wurden.»
Die Figuren, die ins Museum gelangten, sind in der späten Edo-Zeit (1603-1868) entstanden.
Jedes Gewand verweist auf einen bestimmten Stand.
Hier ist ein hochrangiger Samurai zu sehen.
Nur diesem höchsten Stand war es erlaubt, zwei Schwerter zu tragen.
In der Ständeordnung folgten die Bauern, dann die Kaufleute und schliesslich die Handwerker.
Die elegante Dame an seiner Seite ist eine verheiratete Städterin.
Ihr Gürtel ist sehr fragil.
Ursprünglich war er auf der Rückseite des Kimonos gebunden.
mm
Herkunft: Asien, Japan
Datierung: vor 1878
Material: Holz bemalt, Seide, Textil, Menschenhaar, Papier
Masse: H 36,5 cm
Inventarnummer: VK B
1334
Provenienz:
- Schweizer Gesandtschaft nach Japan
- Kaufmännisches Direktorium St. Gallen
- 1878: Historischer Verein des Kantons St. Gallen, Schenkung
- Kulturmuseum St. Gallen