Ethnologie / Uli-Figur, Malanggan

Uli-Figur, Malanggan

Uli-Figuren besitzen einen relativ massigen Körper mit ausgeprägt konturierten Geschlechtsmerkmalen. Der Kopf ist markant mit scharfen Gesichtszügen geschnitzt, die durch die herzförmige Gesichtsbemalung betont werden. Der breite, leicht geöffnete Mund mit sichtbaren Zähnen unterstreicht seine Entschlossenheit. Bekrönt wird der Kopf durch einen kammartigen Aufsatz, der auch als Hut interpretiert werden kann.
Über die Bedeutung und Funktion der Uli-Figuren ist wenig bekannt. Im engeren Sinne wird der Begriff «Uli» mit der vorwiegend weissen Grundbemalung in Verbindung gebracht. Wissenschaftler vermuten, dass die Figuren Ahnenbilder verstorbener männlicher Oberhäupter darstellen. Dafür spricht die Zweigeschlechtlichkeit, symbolisiert im Penis und den weiblichen Brüsten. Allerdings können auch gut genährte Männer ausgeprägte Brüste haben. Sie sind vermutlich ein Sinnbild für die Versorgung der Dorfbewohner, die in der Verantwortung des Clanführers lag. Der ideale Anführer musste sowohl Stärke als auch Fürsorge zeigen können. Ob die Figuren sich auf einen bestimmten Clanführer beziehen, ist unbekannt. Verwendet wurden die Uli-Figuren bei der Malanggan-Zeremonie. Das waren lange, aufwändige und kostspielige Totenfeierlichkeiten, zu denen auch die Verköstigung der Teilnehmenden mit Schweinefleisch gehörte – eine grosse materielle Herausforderung. Im Gegensatz zu andern Gegenständen der Zeremonie wurden die Figuren danach nicht zerstört, sondern verpackt und in einem Männerhaus zur Wiederverwendung aufbewahrt. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts dürfte die Herstellung der Figuren durch den Einfluss der Missionare eingestellt worden sein. Sie hatten nichts übrig für diese Totenfeiern, weil die mit den Figuren verbundenen Jenseitsvorstellungen nicht den christlichen Vorstellungen entsprachen. as

Herkunft: Ozeanien, Melanesien, Papua-Neuguinea, Neuirland, Madak-Region
Datierung: spätes 19. / frühes 20. Jh.
Material: Holz (Alstonia scholaris), Augen aus Verschlussdeckel (Operculum) der Turbanschnecke, Bart aus Fasermaterial (Kokosfasern?), Kalk, rote und schwarze Farbe
Masse: H 115 cm
Inventarnummer: VK E 1229

Provenienz:
- 1926: Johann Friedrich Gustav Umlauff J. F. G. Umlauff, Unbekannt
- Eduard von der Heydt (26.09.1882 -03.04.1964 ), Schenkung
- 1964: Kulturmuseum St. Gallen, Schenkung

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