Ethnologie / Reisealtar, "Götterkasten" aus Indien

Reisealtar, "Götterkasten" aus Indien

Der reich bemalte «Götterkasten» aus dem frühen 19. Jahrhundert gehört nicht zuletzt dank seiner interessanten Provenienzgeschichte zu den wichtigsten und wertvollsten Stücken unserer ethnographischen Sammlung. Er lässt sich dreimal aufklappen und enthüllt nach und nach die vielfältigen Geschichten der hinduistischen Götterwelt. Der innerste Kasten des Altars ist der Darstellung der Hauptgottheit Venkateshvara gewidmet, einer Reinkarnation von Vishnu. Sie wird hauptsächlich im Pilgerort Tirumala Tirupati im südindischen Bundesstaat Andhra Pradesh verehrt. Dort wurde der Kasten einst vom Missionar Albert Wenger (1837-1908) gekauft, der im Auftrag der Basler Mission von 1861 bis 1874 in Südindien tätig war. Kurz nach seiner Rückkehr zog er nach St.Gallen, wo er für die Evangelische Gesellschaft arbeitete. Sein Bruder Rudolf leitete zur selben Zeit das Heinrichsbad bei Herisau, eine christlich geführte Kur- und Erholungsanstalt. Dort stellte er die aus Indien mitgebrachten Objekte seines Bruders aus. 1880 gelangte ein Teil des Bestands als Schenkung in die völkerkundliche Sammlung von St.Gallen, darunter auch dieser Reisealtar. Solch reich geschmückte «Wanderaltäre» dienten hinduistischen Priestern dazu, ihre Lehre in entlegenen Dörfern zu verbreiten. Die besonders in Südindien praktizierte Tanjore-Malerei wird fast immer auf solider Holzunterlage ausgeführt und zeichnet sich durch die Einarbeitung von Materialien wie Glas, Perlen, Steinen oder Blattgold aus. jfe

Herkunft: Asien, Indien, Madras, Tirumala, Tirupati
Datierung: 19. Jh.
Material: Holz, zum Teil geschnitzt, bemalt mit Ölfarben, Textil
Masse: H 49 x B 37,5 x T 13,7 cm
Inventarnummer: VK B 0793

Provenienz:
- 6.10.1880: Albert (Rudolf) Wenger (09.05.1837-29.04.1908), Schenkung
- 07.08.2013: Rudolf Wenger, Schenkung
- Kulturmuseum St. Gallen

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