Geschichte / Seviettenhalter, Serviettenständer
Kreis, Quadrat und Dreieck sind geometrische Grundelemente, die sich in allen Kulturen finden. In der christlichen Welt wird damit die Trinität Gottes ausgedrückt: Der Kreis steht für das All, das Viereck für die Welt, das Dreieck für die Dreifaltigkeit. Das Mandala nutzt diese Embleme ebenfalls, und auch der Islam, das Judentum und die animistischen Religionen bedienen sich dieser Formen. Den drei Grundformen werden zudem oft die drei Primärfarben zugeordnet. Auf dieser Idee beruht die Farbenlehre des Schweizers Johannes Itten. Er war 1919 Lehrer am Bauhaus in Weimar und gründete den Vorkurs, der heute noch nach seinem Vorbild an den Kunstgewerbeschulen gelehrt wird. Eine Form, eine Farbe – und dies in allen Bereichen der bildenden Kunst: So wollte das Bauhaus Ordnung und klare Richtlinien für die Gestaltung aller Objekte geben. Obwohl die Frauen im Bauhaus eigentlich nur Zutritt zur Textil- und Keramikwerkstatt hatten, konnte sich die 1893 in Chemnitz geborene Malerin und Designerin Marianne Brandt (1893-1983) durchsetzen und wurde 1926 stellvertretende Leiterin der Metallwerkstatt in Dessau. Von 1929 bis 1932 war sie für die Metallwarenfabrik Ruppelwerk in Gotha tätig und brachte als Leiterin der Entwurfsabteilung für Metall- und Massengüter die Ideen des Bauhauses ein. Sie entwarf, neben vielen anderen Objekten, auch diesen dreieckigen Serviettenhalter. Er wurde – trotz der Zuordnung zur Farbe Gelb – auch in anderen Farben produziert. Am konsequentesten ist er natürlich in Gelb. isg
Herkunft: Europa, Deutschland, Gotha
Datierung: um 1932
Hersteller(in): Marianne Brandt
Material: Blech, gestanzt
Masse: H 12 x B 20 x T 4 cm
Inventarnummer: G 2018.060
Provenienz:
- 27.02.2018: Nosbusch & Stucke Auktionen, Ankauf
- Kulturmuseum St. Gallen