Geschichte / Modell einer Pfahlbau-Siedlung, um 1870
Die Entdeckung von morschen Pfählen in Meilen am Zürichsee im Winter 1853/54, als der Wasserstand aussergewöhnlich tief war, löste eine regelrechte Pfahlbauer-Manie aus. Bis heute ist die Faszination ungebrochen. Das bekannte Freilichtmuseum in Unteruhldingen am Bodensee verzeichnet jedes Jahr rekordverdächtige Besucherzahlen. Im Jahr 2011 wurde es zum UNESCO-Welterbe gekürt. Die Anfänge der Forschung prägte der Zürcher Gelehrte Ferdinand Keller. Schweizweit wurden zahlreiche Siedlungsreste aus der Jungstein- und Bronzezeit (ca. 4'300-800 v.Chr.) ausfindig gemacht, die im jungen Bundesstaat die Suche nach einer identitätsstiftenden Schweizergeschichte beflügelten. Nach Ferdinand Kellers «Anleitung» wurde auch dieses Miniaturdorf angefertigt. Der Modellbauer und Uhrmacher Max Götzinger in Basel verkaufte es dem Historischen Verein des Kantons St.Gallen für damals stolze 16 Franken. Die Pfähle stehen hier ganz im Wasser, mit mehreren Häusern auf einer Plattform. Im Lauf der Zeit wurde diese Pfahlbautheorie immer wieder angepasst. 1921, als in Unteruhldingen die ersten Häuser entstanden – und in St.Gallen unser Museum eröffnet wurde –, war man der Meinung, Pfahlbauten seien am Ufer und nicht gänzlich im Wasser gestanden. In der Mitte des 20. Jahrhunderts rückte man die Häuser dann vollends an Land. Heute weiss man, dass alle Varianten vorkamen, allerdings gilt die Idee mit der Plattform als überholt. mm
Herkunft: Europa, Schweiz
Datierung: um 1870
Hersteller(in): Max Götzinger
Material: Holz, Glas, Naturmaterialien (Stroh etc.)
Masse: H 12,0 x B 49,50 x T 39,5 cm
Inventarnummer: G 2011.266
Provenienz:
- 27.06.1869: Kantonsarchäologie St. Gallen, Ankauf
- Kulturmuseum St. Gallen