Geschichte / Holzschnitt "Niesen im Schnee" / Handdruck Nr. 1
1 Langholz-Stock; Farbe: dunkelgrau
Es könnte der erste Schnee sein, der auf dem pyramidenförmigen Berg liegt.
Die Künstlerin steigert die kühle Atmosphäre, indem sie nur zwei Grauwerte und Weiss für diesen Druck verwendet.
Grosse Flächen am Himmel und auf dem See wechseln mit fein geschnittener Struktur am Niesen.
Dieses Blatt und die 1915 entstandene "Schneelandschaft" erinnern an die Flächenholzschnitte Félix Vallottons.
Auch die übrigen schwarz- oder grauweissen Drucke wie "Bergsee", "Regenbogen", "Crocuswiese" und "Alpweide im Herbst" sind in ihrer Art dem Flächenholzschnitt nahe.
Dieses Blatt muss im Zusammenhang mit dem ersten Thunersee-Motiv von 1912 und der im gleichen Jahr initiierten "Walze"-Mappe, d.h.
den aus diesem Anlass entworfenen Schwarzweiss-Holzschnitten Bergsee und Regenbogen, gesehen werden (vgl.
HS-Werkverzeichnis 1993, Nrn. 41 und 42).
Nach Fertigstellung des letzteren Mitte Mai schrieb Martha Cunz: "Somit klappt die Sache u.
diese Arbeit ist getan, es ist aber eine Lust nach weiteren Taten entstanden, wenigstens 1 od. 2 derartige muss ich dies Jahr wohl noch machen." Bereits Mitte Juni war es soweit: "Immerhin ist das letzte Meerbild fertig u.
ein Holzschnitt angefangen."
Es erstaunt nicht, dass sie erneut ein "Niesen"-Motiv wählte, hatte Martha Cunz zu diesem Berg doch ein spezielles Verhältnis.
Zum einen zog er sie magisch an, was die insgesamt fünf Holzschnitte und zahlreichen Ölbilder beweisen.
Zum andern bereitete er ihr einige künstlerische Probleme.
So hatte sie bereits im November 1910 ihrem alten Freund Emil Bächler geschrieben: "Den Niesen mag aber der Teufel holen, dem hab ich meine Freundschaft gekündigt."
Herkunft: Europa, Schweiz, St. Gallen
Datierung: 1912
Hersteller(in): Martha Cunz (1876-1961)
Material: Farbholzschnitt
1 Langholz-Stock (im Kunstmuseum St.Gallen erhalten); Farbe: dunkelgrau (mit zum Teil verschieden starkem Farbauftrag)
Masse: H 25,9 x B 34,9 cm
Inventarnummer: G 2009.176
Provenienz:
- 20.03.2009: Philippe Schuler Schuler Auktionen AG, Ankauf
- Kulturmuseum St. Gallen