Geschichte / Farbholzschnitt "Das Bäumchen" / Orig. Holzschnitt Handdruck Nr. 1

Farbholzschnitt "Das Bäumchen" / Orig. Holzschnitt Handdruck Nr. 1

"Das Bäumchen / Orig. Holzschnitt Handdruck Nr. 1"

5 Langholz-Stöcke; Farben: hellblau, orangegrau, grün, blau, rot. Auch mit gelb anstatt grün
Ein zartes Bäumchen steht vor offener Seelandschaft. Ufer, Wasser- und Horizontlinien sowie die Wolken laufen parallel zueinander. Dieses Blatt mit dem jungen, mit einem Holzstab gestützten Baum erinnert an die parallelistisch aufgebauten Genferseedarstellungen Ferdinand Hodlers bei Chexbres. Martha Cunz war sich dessen bewusst und notierte im März 1909 vom Ölbild mit dem gleichen Thema: "Es soll entschieden etwas an Hodler erinnern, was aber nicht schadet." Zwar hatte Martha Cunz bereits 1904 ein "Gelbes Bäumchen" geschnitten, doch kann jener Holzschnitt – im Gegensatz zum vorliegenden – noch nicht ausschliesslich auf den Einfluss des Berner Malers zurückgeführt werden. Beim "Bäumchen" können zum erstenmal auch expressiv wirkende, zackenförmig auseinanderstrebende Wolken festgestellt werden. Sie bilden ein Gegengewicht zum Wasser und bringen Spannung ins Bild. Anfangs Mai 1909 plante Martha Cunz, Skizzen für "ein einzelnes blühendes Bäumchen für einen Holzschnitt [...] in Gelbenholzen od. Weihermühle" anzufertigen. Es sollte aber nicht dazu kommen, und sie kommentierte: "Ich selbst habe das Blütenbäumchen dies Jahr verschoben, es kann ein andermal kommen. [...] Dafür denke ich jetzt das Bäumchen am See in Holz zu setzen, natürlich der Technik gemäss umgearbeitet. Die Platten habe ich bereits."
Der Grund für diesen Gesinnungswandel war eine Photographie ihres im Oktober/November 1908 in Arenenberg vor dem Motiv entstandenen gleichnamigen Ölbilds Das Bäumchen, die sie im Frühling 1909 hatte aufnehmen lassen. Nach erheblichen Mühen erhielt Martha Cunz endlich einen Papierabzug, den sie als Vorlage für den Holzschnitt verwendete. Zu beachten: Der Holzschnitt ist gegenüber dem in zweifacher Ausführung vorhandenen Ölbild seitenverkehrt. Bei der ersten, vor dem Motiv entstandenen Fassung ist rechts aussen noch die Insel Reichenau zu erkennen. Es existieren auch zwei verschiedene Abzüge dieses Blattes. Der erste mit grünem Baum wirkt matt; der zweite mit leuchtendem Gelb viel frischer, da sich auch der blaue See stärker abhebt.

Herkunft: Europa, Schweiz, St. Gallen
Datierung: 1909
Material: Farbholzschnitt 5 Langholz-Stöcke (im Kunstmuseum St.Gallen erhalten); Farben: hellblau, orangegrau, grün, blau, rot. Auch mit gelb anstatt grün
Masse: H 22,4 x B 24,5 cm
Inventarnummer: G 2009.169

Provenienz:
- 20.03.2009: Philippe Schuler Schuler Auktionen AG, Ankauf
- Kulturmuseum St. Gallen

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