Geschichte / Brunnenfiguren des Broderbrunnens in St. Gallen
Der Toggenburger Bildhauer August Bösch schöpfte aus der Klassik und ihrer Mythologie und kann dem Kreis der Deutschrömer zugerechnet werden. Sein Hauptwerk ist der Broderbrunnen, benannt nach einem Legat von Kantonsrat Hans Broder. Die Stadt St.Gallen gab ihn zu Ehren der neuen Bodenseewasser-Versorgungsanlage von 1895 in Auftrag. Der Aufbau des vom römischen Barock inspirierten Monumentalbrunnens besteht aus rötlichem Meissener Granit, die Figuren sind aus Galvanobronze. Auf dem zentralen Stock und den auskragenden Sockelvorsprüngen befinden sich drei auf Wassertieren (Delfin, Schildkröte und Gans) reitende Kinder, wasserspeiende Delfine mit pflanzlichem Beiwerk sowie die Hauptgruppe aus drei Najaden (Wassernymphen) beziehungsweise Nereiden (Meeresnymphen). Diese Idylle ist von Arnold Böcklin inspiriert – die sinnliche Mittelfigur hauptsächlich von dessen Venus Anadyomene von 1872. Die Meeresgöttin Amphitrite mit der s-förmigen Körperhaltung ist von den Hüften an abwärts in ein lasziv die Körperformen betonendes, nasses Laken gehüllt. Das vorgestellte Spielbein sowie ihre Armhaltung sind direkt von Böcklin entlehnt, ebenso der Delfin, auf dem sie steht. Eigenständig behandelt Bösch dagegen die fischschwänzigen Najaden zu ihren Füssen. Zusammen bilden sie ein Dreieck, das seine Entsprechung in den kindlichen Tritonen auf den unteren Sockelvorsprüngen findet. Zu dritt verdeutlichen die reitenden Kinder zwischen den drei Brunnenschalen den dreieckigen Aufbau der Gesamtarchitektur, die der Lindenplatz als Treffpunkt von drei Strassen vorgab. August Bösch gehört zu den wenigen St.Galler Künstlern, die sich national einen Namen schaffen konnten. ds
Herkunft: Europa, Schweiz, St. Gallen
Datierung: 1896
Hersteller(in): August Bösch
Material: Galvanobronze (Gips mit Kupferüberzug)
Inventarnummer: G 2000.046
Provenienz:
- 2000: Stadt St. Gallen Hochbauamt, Schenkung
- Kulturmuseum St. Gallen