Geschichte / Wappenscheibe von Papst Pius IV. und Abt Otmar Kunz (Belehnung von Otmar Cunz durch Papst Pius IV. mit geistlichen Rechten), Glasgemälde
Das Bild ist ein Rückblick auf das mittelalterliche Lehenswesen.
Otmar Kunz liess es anlässlich seiner Amtseinsetzung anfertigen.
Der Konvent wählte ihn im Dezember 1564 zum Abt, der Papst zögerte jedoch mit der Bestätigung bis Juli 1565.
Otmar wehrte sich gegen die Beschneidung des freien Wahlrechts seines Klosters.
Mit dem Rückgriff betont er die alten herrschaftlichen Rechte der Fürstabtei St.Gallen.
Zu sehen sind hohe Adelige, die vom Abt wichtige Hofämter empfangen, die sie an einheimische Edelleute weitergeben.
Als Reichsfürsten pflegten die Äbte im Hochmittelalter eine höfische Kultur mit den vier erblichen Hofämtern Kämmerer (Schatzmeister), Marschall (Aufsicht über die Reiterei), Truchsess (Tafelmeister) und Mundschenk (Kellermeister).
Bei besonderen Anlässen war der hohe Adel vertreten, um die Hofhaltung kümmerte sich der regionale Ritteradel.
Das Gemälde zeigt, wie der Papst die geistlichen Rechte an den Fürstabt überträgt.
Um den Eid zu schwören, legt Otmar seine Hand auf das Johannes-Evangelium.
Die zwischen Papst und Fürstabt ruhende Bibel signalisiert, dass die Deutungshoheit über die Bibel bei der katholischen Kirche liegt.
Es ist die Zeit nach dem Konzil von Trient.
Der Druck auf Otmar ist gross, den katholischen Glauben in seinem Land zu festigen, die innere Erneuerung voranzutreiben und sich von den Evangelischen abzugrenzen.
Herkunft: Europa, Schweiz, St. Gallen, Wil
Datierung: 1565
Hersteller(in): Niklaus Wirt (gest. 1584)
Material: Glas, Farbe, Blei
Masse: H 23 x B 35 cm
Inventarnummer: G 19713
Provenienz:
- 18.11.1874: Stadtbibliothek St. Gallen, Altbestand
- Kulturmuseum St. Gallen