Ethnologie / 2 Ritual- oder Zeremoniestäbe: inau

2 Ritual- oder Zeremoniestäbe: inau

"Inau"

2 Zeremonialstäbe aus Holz, die praktisch über ihre ganze Länge geschält sind. Die langen Holzspäne sind jedoch nicht gänzlich entfernt, sondern an einer Stelle noch am Holzstab fest. Die Inau der Ainu sind geschnitzte Ritual- oder Zauberstäbe aus Holz, von denen mit einem scharfen Messer losgelöste Späne herabhängen. Die Ainu verwendeten die inau für die meisten religiösen Zeremonien und stellten sie auch her, um die kamuy (Gottheiten, Geister) auf der Jagd oder bei der Geburt eines Kindes um Unterstützung zu bitten. Einige inau können mehrmals benutzt werden, während andere nach einmaligem Gebrauch zerstört werden müssen. Je nachdem wofür inau eingesetzt werden, sind sie verschieden lang und aus einem anderen Holz gefertigt. Inau aus Weidenholz wurden den guten kamuy als Opfergaben dargebracht. Inau aus Erlenholz verwendeten die Ainu, um Krankheiten und böse Geister abzuwehren. Ausser bei einem Begräbnis wurden die inau bei allen wichtigen Ritualen zu Ehren der kamuy eingesetzt. Da nur Männer an solchen religiösen Ritualen teilnehmen durften, durften auch nur sie die inau herstellen. Bevor man mit dem Bau eines Hauses begann, wurden vier inau dort in den Boden gesteckt, wo die Feuerstelle gebaut wurde. Jedes Ainu-Haus hatte solche inau zu Ehren von kamuy fuchi bei der Feuerstelle. Spezielle inau wurden gefertigt, um mächtige Geister (kamuy) bei Exorzistenritualen und schwierigen Geburten um Hilfe zu bitten. Neben solchem persönlichen Gebrauch wurden ganz verschiedene inau auch bei grossen Ritualen wie zum Beispiel der Bären-Zeremonie eingesetzt. Sogar in Zeremonien für gutes Wetter oder für Jagdglück verwendete man inau. Selbst Krankheiten wurden mit inau geheilt, wobei man diese Stäbe nach der Heilung sofort zerstören musste. Sie waren sonst für den Hersteller der inau gefährlich und konnten ihm Schaden zufügen.

Herkunft: Asien, Japan, Hokkaidô
Datierung: vor 1922
Material: Holz
Masse: H 57 cm
Inventarnummer: VK 2050

Provenienz:
- 23.02.1922: Carl Westphal, Ankauf
- Kulturmuseum St. Gallen

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