Ethnologie / Maskenkostüm «Papageiengeist» Uäkó kulika

Maskenkostüm «Papageiengeist» Uäkó kulika

Der Anthropologe und Forschungsreisende Theodor Koch-Grünberg erkundete zwischen 1903 und 1905 im Amazonas das Gebiet des oberen Rio Negro. Von diesen Reisen brachte er auch Artefakte mit nach Hause. Darunter befanden sich etwa fünfzig Masken der Koroa/Tukano, die im Rahmen von Totenfeiern getragen und von ihm später an verschiedene Museen abgegeben wurden. Verstorbene wurden bei den Koroa/Tukano im Gemeinschaftshaus begraben. Von dort aus stieg ihre Seele in den Himmel auf, um in einer neuen Daseinsform weiterzuleben. Die auf den Tod eines Dorfbewohners folgende Erntezeit für Palmfrüchte stellte den idealen Zeitpunkt für eine mehrtägige Totenfeier dar. An verschiedenen Ritualen kamen die Masken zur Verarbeitung des Todesfalls zum Einsatz. Sie repräsentierten zurückgekehrte Seelen von Verstorbenen, die an den Feierlichkeiten verkleidet als Tiergeister auftraten und den Dualismus zwischen Gut und Böse darstellten. Die Papageienmaske uäkó kulika scheint keine Maske mit negativer Ausstrahlung zu sein. Sie wohnt in einem See am linken Cayari-Ufer und tritt in menschlicher Gestalt auf. Die Feiern wurden in guter Stimmung abgehalten und mündeten in Tänze von sexueller Ausgelassenheit. Der Tod wurde mit dem Ursprung von Fruchtbarkeit und neuem Leben in Verbindung gebracht. Die Maskentänze trugen die Hoffnung in sich, die Natur den Menschen gewogen zu machen. Am Schluss der Feierlichkeiten wurden die Kostüme unter lautem Klagegeschrei verbrannt, um die Totengeister wieder zu vertreiben. So mussten die Masken aufwändig für jede Totenfeier neu hergestellt werden. Als Koch-Grünberg die Koroa/Tukano besuchte, stellte er fest, dass einige Masken nicht verbrannt, sondern zu Aufbewahrungssäcken umfunktioniert worden waren. Er betrachtete dies als Zeichen für den Verfall der alten Bräuche. Es ermöglichte ihm aber offenkundig den Erwerb von rund fünfzig Masken. as

Herkunft: Amerika, Südamerika, Brasilien, Nordwestbrasilien, Rio Cuduiari
Datierung: um 1900
Material: Rindenbast, geklopft, bemalt.
Masse: H 178 cm
Inventarnummer: VK 1625

Provenienz:
- 20.08.1922: Theodor Koch-Grünberg (09.04.1872-08.10.1924), Ankauf
- Kulturmuseum St. Gallen

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