Geschichte / Graphik Schellenwerker

Graphik Schellenwerker

Das Justizsystem vergangener Tage kannte eine Vielzahl von Bestrafungen. Zu den leichteren, aber dennoch unangenehmen Bussen zählte in St.Gallen seit der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts das Ableisten gemeinnütziger Arbeiten. Wer beispielsweise verleumdete, untreu oder unzuverlässig war, Schulden nicht zahlen konnte oder leichteren Diebstahl begangen hatte, konnte zur Strafe in die «Trangen» oder Eisen geschlagen werden. Dabei wurden einer fehlbaren Person Eisenringe, verbunden durch Ketten, an die Knöchel der Beine montiert. Eine weitere Kette konnte von einem Halsreif aus mit der Fusskette verbunden sein. Damit war eine Flucht kaum mehr möglich. Die Demütigung, in der Öffentlichkeit zu arbeiten, wurde durch die verursachten metallischen Geräusche der Kette und das eingeschränkte Bewegungsvermögen noch verstärkt. Die Delinquenten hatten hauptsächlich Strassen und Plätze zu reinigen. Ihre Werkzeuge waren Schaufel und Besen, auf unserer Abbildung ergänzt durch eine Schubkarre.
1803 wurde der Beschluss gefasst, im Grünen Turm am Oberen Graben eine Vollzugsanstalt für Kettensträflinge einzurichten. Hier sperrte man die Sträflinge bei schlechtem Wetter ein. Als Bewachung setzte man Landjäger ein, die sowohl im Turm als auch im öffentlichen Raum die Aufsicht über die Verurteilten übernahmen. Der Grüne Turm diente nur wenige Jahrzehnte für diese Art des Strafvollzugs. 1839 wurde das Gebäude abgebrochen. Im selben Jahr wurden die Strafanstalt St. Jakob an der St. Jakobstrasse eröffnet und erste Reformen durchgesetzt. Die meisten Körper- und Ehrenstrafen wurden abgeschafft. Man setzte nun auf Freiheitsentzug mit Besserungsmassnahmen. Neben Arbeiten in der Anstalt war Schulunterricht vorgesehen, eine Gefängnisseelsorge wurde aufgebaut, und St.Gallen führte als erster Schweizer Kanton eine Schutzaufsicht nach der Entlassung ein. Entstanden sein dürfte das Aquarell zwischen 1803 und 1839. Das verraten die grün-weissen Farben an der Kokarde des Huts des Aufsehers. Es sind die Farben des neu entstandenen Kantons St.Gallen. as

Herkunft: Europa, Schweiz, Ostschweiz, St. Gallen
Datierung: um 1803
Material: Aquarell
Masse: H 18,5 x B 30 cm
Inventarnummer: G 20175

Provenienz:
- 1973:, Altbestand
- Kulturmuseum St. Gallen

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