Carl Rietmann-Vogler

Carl Rietmann, ein St.Galler mit kaufmännischer Ausbildung, fand im November 1902 in Paris eine Stelle als zweiter Buchhalter in der Firma Companhia de Mossamedes. Eine jener typischen Kolonialfirmen, die Besitzungen in Portugiesisch-Südwest-Afrika betreute. Im März geht er für die Firma nach Angola: als Material- und Warendepotverwalter für eine Goldminengesellschaft, die zu dieser Firma gehörte. Sein Afrika-Tagebuch (31.3.1903-13.3.1904) ist teilweise recht spannend. Rietmann schildert, wie mühsam und gefährlich alles ist: das Wetter, die Landschaft, die Eingeborenen, die Lebensverhältnisse, die Mobliität. Man spürt aber auch viel von der europäischen Arroganz jener Zeit, dem Gefühl, überlegen über all dem afrikanischen Gewimmel zu stehen. Die «koloniale Heldenpose» half Rietmann sicher auch, das alles durchzustehen, zumal er höchst dürftig auf seinen Aufenthalt vorbereitet worden war. 1911 machte sich Rietmann in St.Gallen selbständig und gründete ein Treuhandunternehmen. Nach seinem frühen Tod schenkte die Familie einige der Ethnographica, die er in Angola gesammelt hatte, dem Kulturmuseum.

Die Afrika-Tagebücher Rietmanns wurden 1985, anlässlich des 75jährigen Bestehens der Trauhandfirma Rietmann, als Buch publiziert. Im August 2010 erinnerte sich Buchgestalter Jost Hochuli: Er machte den Auftraggeber auf die «heiklen» Aspekte des Buches aufmerksam. Dieser nickte. Ihm sei das alles bewusst. Deshalb werde er das Buch nur privat verbreiten und zudem eine Einleitung schreiben.

Quellen

• Archiv Kulturmuseum
• Bericht über einen Vortrag von Carl Rietmann («Reiseerlebnisse in das Innere von Mossamedes, Westafrika») in: St.Galler Stadtanzeiger von 6. Januar 1905.

Literatur

• Carl Rietmann. Ein St.Galler in Angola. 1985.

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